Erleben Sie schamanisches, immersives Theater, das Sie für eine Stunde in einen Raum der besonderen Art entführen wird. Zwei beste Freunde treffen sich auf dem Boot des Einen, der ihn, den Anderen, mit auf eine ungeplante Segeltour nimmt, die beide weit auf das offene Meer hinaus führen wird. Lange Zeit ist nicht klar, welches Ziel der Eine verfolgt. Am Ende fällt es uns aber wie Schuppen von den Augen. Was wir Zuschauer erfahren ist, dass die Beiden eine gemeinsame Geschichte verbindet, die sich uns erst im Laufe des Stückes nach und nach erschließt. Die Freundschaft der beiden Männer entspinnt sich auf gefühlvolle Weise und greift uns ans Herz. Jon Fosse schuf mit diesem Stück eine poetisch verdichtete Mediation über das Menschsein und die Sehnsucht nach Transzendenz. Das Münchner Heldentheater wagt sich mit dieser Inszenierung von der Erde bis in die Sphären des Numinosen.
Schauspiel: Holger Jerzembek (der Eine) und Ali Akbaba (der Andere)
Bühnenmusik und Gesang: Susanna Koussouris
Video und Licht: Hans Weiß
Regie und Ausstattung: Andreas Berner
Spieldauer 60 Minuten
Premiere war am 3. März 2022
Über den Autor
Jon Fosse, 1959 in der norwegischen Küstenstadt Haugesund geboren und am Hardangerfjord aufgewachsen, veröffentlichte auf Deutsch zunächst die Romane "Melancholie", "Morgen und Abend" und "Das ist Alise". Für sein Prosawerk "Trilogie" bekam er 2015 den Literaturpreis des Nordischen Rates verliehen, den renommiertesten Literaturpreis Skandinaviens. Mit dem ersten Band seines siebenteiligen Opus magnum, "Der andere Name", war er 2020 für den Booker International Prize nominiert. Über Norwegen hinaus bekannt wurde er durch seine mehr als dreißig Theaterstücke, die weltweit aufgeführt werden und ihm wichtige Preise einbrachten. Seit 2011 genießt er lebenslanges Wohnrecht in der "Grotte", einer Ehrenwohnung des norwegischen Königs am Osloer Schlosspark, und lebt mitunter auch in Hainburg an der Donau/Österreich oder in Frekhaug/Norwegen.
Zuschauerstimmen
"Ich war begeistert. Wirklich eines der besten Theaterstücke, die ich in letzter Zeit gesehen habe."
"Der alte Mann (bzw. hier zwei Männer) und das Meer meets Warten auf Godot. Eine sehr beeindruckende Vorstellung bot uns das Münchner Heldentheater im leider spärlich besuchten Einstein Keller. Aber vielleicht brauchte das Stück auch diesen intimen Rahmen, um das Spiel von Holger Jerzembek (ich liebe dieses wortkarge Norddeutsche) und Ali Akbaba noch besser wirken zu lassen. Die beiden haben zudem mit wenigen Mitteln das Meer, die Fahrt mit den Schiff etc. dargestellt, unterstützt von der musikalischen Untermalung durch Susanna Koussouris. Keine leichte Kost, kein Seemannsgarn, aber trotzdem schön und definitiv einen Besuch wert."
"Ich war mir nicht sicher, ob ich mir ein Stück wie "Ich bin der Wind" anschauen wollte, das mir von der Thematik her eher schwermütig erschien. Was ich dann sah, war eine fesselnde, zutiefst berührende Inszenierung auf einer Bühne, die durch ihre minimalistische Gestaltung das Wirken der beiden Protagonisten noch unterstrich. Am erstaunlichsten fand ich, dass es v.a. Herrn Jerzembek gelang, die Schwere seines Nicht-mehr-in-der Welt-sein-Wollens so zu transzendieren, dass eine erlöste und helle Leichtigkeit zu spüren war, die mir von Anfang an ein Lächeln ins Gesicht zauberte ... ein Lächeln, das mich noch bis in den nächsten Tag hinein begleitete. Respekt! ... ganz großes Kino!!"
" Diese Inszenierung konnte ich ähnlich genießen, wie das Stück 'Warten auf Godot' mit Peter Lühr und Thomas Holtzmann in den Kammerspielen, das ich als Kind in den 80er Jahren sah. Das habe ich seit damals so bei noch keinem anderen Stück erlebt."
"Die Themen des Stückes sind keine leichte Kost und erscheinen überwältigend: am Leben nagende Sinnlosigkeit, die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten menschlicher Kommunikation und Freundschaft, Todessehnsucht und nicht zuletzt die ewige Frage: Was passiert mit uns nach dem Tod? Leicht, geradezu ätherisch nähert sich die Inszenierung dem Stoff. Das schlichte Bühnenbild schafft die unbedingt notwendige Weite. Die beiden Schauspieler geben ihren Figuren eine (norddeutsche Meeres-) Prise Humor und Gelassenheit. Als Videoprojektion immer präsent ist das unendliche Auf und Ab des Meeres. Zusammen mit der mehr als eindrücklichen akustischen Begleitung macht die Inszenierung eine Ahnung erlebbar, in welcher Richtung die oben genannten Themen zu beantworten sind."
"Gleich von Anfang an, hat mich das Stück in seinen Bann gezogen. 2 Jahre Live-Kultur-Abstinenz und dann solch eindrucksvolle Pingpong-Dialoge a la "Warten auf Godot". Wohltuend die vertraute norddeutsche Gelassenheit mitten im Sturm und gleichzeitig das Mitgefühl und die Besorgtheit des wahren Freundes."