Ein Theaterstück nach dem Roman von Stefan Zweig
Inszenierung des Romanfragments von Stefan Zweig aus den 30er Jahren. Die junge Christine Hoflehner lebt ein ärmliches Leben als Postassistentin in der österreichischen Provinz im Sommer 1926. Die Folgen des Weltkriegs sind einigermaßen überwunden, doch nichts bewegt sich für die junge Frau. Da wird sie von ihrer reichen amerikanischen Tante auf ein paar gemeinsame Ferientage in einem Luxushotel im schönen Engadin eingeladen. Schnell gewöhnt sich Christine an das unbeschwerte Leben dieses seligen Orts. Mit ihrer natürlichen, stürmischen Art macht sie in der feinen Gesellschaft schnell Furore. Man hält sie irrtümlicherweise für Christiane von Boolen und damit für eine Dame von Stand. Aber der Irrtum fliegt auf und Christine wird wieder vor die Tür gesetzt. Dieses Schicksal der Ausgrenzung teilt sie mit Ferdinand, einem maroden Kriegsversehrten, der nicht mehr in der Gesellschaft Fuß fassen konnte. Beide solidarisieren sich in ihrer Sehnsucht nach einem besseren Leben und suchen gemeinsam nach einem Weg aus ihrer Armut.
Mit: Karoline Barsch, Georg Grieshaber, Josef Mittermayer, Jeanne Schehrer, Thomas Stumpp, Katrin Thomaschewski
Tanz: Karoline Barsch
Musik: Josef Mittermayer
Inszenierung und Textbearbeitung: Andreas Berner
Premiere am 29. Oktober 2018 um 20 Uhr
Stefan Zweig wurde am 28. November
1881 in Wien geboren und lebte ab 1919 in Salzburg, bevor er 1938 nach England, später in die USA und schließlich 1941 nach Brasilien emigrierte. Mit seinen Erzählungen und historischen
Darstellungen erreichte er weltweit in Millionenpublikum. Zuletzt vollendete er die ›Schachnovelle‹. Am 23. Februar 1942 schied er zusammen mit seiner Frau »aus freiem Willen und mit klaren
Sinnen« aus dem Leben. Der Pazifist Zweig engagierte sich für Frieden und Völkerverständigung und galt als Symbol für die Flucht vor Gewaltherrschaft.
Mit freundlicher Unterstützung durch das
Warum eine Dramatisierung von „Rausch der Verwandlung“? Haben wir inzwischen nicht schon genug Romane auf dem Theater? Und schon wieder einen Klassiker? Dazu habe
ich mich entschieden, weil Zweigs Protagonisten den Dreck fressen, den ihnen die Gesellschaft im Jahre 1926 hinwirft. Weil sie das lange genug getan haben. Und weil sie schließlich Nein sagen zu
dem Zauber. Sie wiedersetzen sich. Sie hören einfach auf, mitspielen zu wollen. Zu lange haben sie sich abgemüht, ein Teil dieser schönen, seligen, oberen Welt zu werden. Jetzt ist es genug! Sie
benötigen nichts mehr. Sie lassen alles ziehen. Auch unsere heutige Wohlstandsgesellschaft existiert auf Kosten von Benachteiligten, dem Ausschuss unseres Konsum- und Leistungsdenkens. Es scheint
so, als würden alle Gesellschaften zu jeder Zeit Arm und Reich produzieren, Oben und Unten, Privilegierte und Unterprivilegierte. Stefan Zweig hat diese Zusammenhänge in seinem Romanfragment sehr
detailliert und klug beschrieben. Er war ein aufmerksamer und kritischer Beobachter des Politischen und Gesellschaftlichen. Mit seiner großartigen Vision für ein Leben in Frieden und
Menschenwürde war er geradezu ein Utopist und seiner Zeit voraus. Für unsere Gegenwart ist er hoch aktuell. Wichtig, ihm nach wie vor eine Stimme zu verleihen und die Probleme zu benennen. Das
macht diesen Roman wertvoll für das Theater.